Review: Carel Kraayenhof & Juan Pablo Dobal: Puro. Música Argentina (Duits)

Carel Kraayenhof & Juan Pablo Dobal: Puro. Música Argentina
Ein ansprechend gestaltetes Cover ist ein guter Türöffner, um sich neuer Musik zu nähern. Der niederländische Bandoneonist Carel Kraayenhof und der argentinische Pianist Juan Pablo Dobal legen mit ihrer neuen CD Puro genau ein solches vor, inklusive ein liebevoll gestaltetes Booklet mit vielen nostalgischen Fotos, die andeuten, was den Hörer erwartet: Eine musikalische Reise durch verschiedene Regionen Argentiniens mit jeweils unterschiedlichen Musikstilen (Zamba, Chacarera, Cueca, Guarania, Tango, Milonga u.a.). Das Duo hat 14 Stücke argentinischer Komponisten des beginnenden 20. Jahrhunderts ausgewählt (z.B. von Polo Giménez, Atahualpa Yupanqui, Aníbal Troilo, Máximo Barbieri, Horacio Salgán, Astor Piazzolla, Eduardo Falú sowie von Daniel Toro und Lito Nieva mit Ariel Petrocelli, aber auch von Kraayenhof und Dobal selber) und an einem Tag eingespielt. Die Interpretationen der beiden Musiker, die 1989 im Quartett Viento del Sur zusammen spielten und seit 2010 auch als Duo auftreten, greifen den wehmütigen Eindruck der Bilder des Booklets auf (z.B. Piazzollas wunderschönes „Solitude“, Falús anrührende „Zamba de la Candelaria“ oder Dobals versonnen-melancholisches „Remanso“), bleiben aber nicht in der nostalgischen Wehmut hängen. So überrascht Dobals „Cuando Despierto Mañana“ mit seiner spritzigen Polyrhythmik oder Salgáns dynamisches „A Fuego Lento“, aber auch Barbieris fröhliche Milonga „De Vuelta y Media“. Immer wieder leuchtet die feinfühlige Sensibilität der beiden Musiker für die von ihnen präsentierten Stücke auf, beide lassen sich und den Melodien Platz zur Entfaltung (obschon das Bandoneon klanglich zumeist im Vordergrund steht).
Auch wenn diese „alten Zeiten“ vorbei sind, ihr Geist lebt weiter, lädt ein zum Träumen, Lachen, Weinen und vielleicht sogar zum Tanzen. Aber nichts ist wirklich vorbei, wenn man sich erinnert und den Geist weiter trägt – und dafür sorgt das exzellente Duo. Bei manchen Stücken mag man sich vielleicht zunächst ein Quartett gewünscht haben, um deren Tiefe auszukosten: Klavier und Bandoneon sind jedoch klanglich so reichhaltig und beide Musiker so feinfühlig in ihrer Interpretation, dass sich nach mehrmaligem Hören ein zufriedenes Lächeln einschleicht – eigentlich fehlt nichts. Wunderbar wie es ist.
Laden die Stücke zum Tanzen ein? Nicht alle (auch wenn man natürlich zu allen tanzen könnte): Mich hat die Musik in den Bann des genießenden Zuhörens gezogen. – Aber Halt, gerade habe ich so ein Ziehen in der Fußspitze gespürt: „El Antigal“… („Ist doch gar kein richtiger Tango!“, „Stimmt, eine Zamba.“)

Arndt Büssing
Tangodanza

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